Ziele der Bildungsfahrten in 2019
Folgende Orte und Sehenswürdigkeiten besuchte der Heimatverein Visbek:
Altenoythe
Mit dem voll besetzten Bus starteten die Visbeker Heimatfreunde zu ihrer ersten Fahrt im Jubiläumsjahr 2019, um im ehemaligen Lerigau eine der ältesten erhaltenen Kirchen im Oldenburger Münsterland zu besichtigen. Leider hatte Pastor em. Leo Simon, der uns die Kirche vorstellen wollte und dort auch noch gelegentlich Messen liest, den Termin verschwitzt, wofür er sich anschließend mehrfach entschuldigte.
Nach einer kurzen Erläuterung in der alten, aus dem 12. Jahrhundert stammenden Kirche sangen wir noch „Große Gott wir loben dich“ und machten uns auf den Weg zum Café.
Einige erkundeten vorher noch die Umgebung der Kirche und den angrenzenden Friedhof. In der Kirche wird nur noch selten Gottesdienst gefeiert. Seit dem Neubau 1971 wird die moderne Dreifaltigkeitskirche genutzt.
Durch den Rückgang der Kirchenbesucher soll auch sie eine Bestuhlung erhalten um die Kirche für weitere Veranstaltungen nutzen zu können.
Nach einer Kaffeepause im Café Frerker Friesoythe und leckerem Kuchen durchfuhren wir mit unserem Bus unter Führung von Gästeführerin Frau Krause, die, nach ihren Angaben, größte Gemeinde Deutschlands. Wir erfuhren, dass in der Stadt-Gemeinde Friesoythe über 22.000 Einwohner auf 24 Ortsteilen verteilt wohnen. Sie umfasst eine Fläche von 247 km². Ursprünglich war das moorige Gebiet um Friesoythe nur spärlich besiedelt. Die Menschen waren arm und lebten größtenteils vom Moorabbau. Auch der vorhandene Sandboden brachte ohne Düngemittel wenig Ertrag.
Bis in die siebziger Jahre ging es der Bewölkung nicht gut. Es war einfach zu wenig Arbeit vorhanden. Viele willige Arbeitskräfte waren arbeitslos (bis zu 25% Arbeitslosigkeit). Aus diesem Grund verlegten verschiedene Firmen ihren Produktionsstandort in die Stadtgemeinde. Nun kam auch die Bevölkerung zu entsprechen Wohlstand, der an den vielen schmucken Bauten deutlich erkennbar ist.
Friesoythe, aber auch alle Ortsteile haben sich in den letzten vierzig Jahren prächtig entwickelt. Mit einem sehr guten Eindruck von der Stadtgemeinde kehrten wir nach Visbek zurück.
Auf den Spuren von Abt Gerbert Castus nach Löningen
Der Missionar des Oldenburger Münsterlandes, Abt Gebert Castus, gründete vor mehr als tausend Jahren die erste Kirche in Löningen.
Diese von ihm hinterlassene Spur verfolgten ca. 50 Mitglieder der Heimatvereins und machten in der Karwoche am 16.4. Station in Löningen.
Der Vorsitzende des Heimatvereins Löningen Paul Mastall und Gästeführer Bernard Willoh führten uns sachkundig durch ihre Stadt. Das von Abt Castus errichtete erste Gotteshaus gibt es schon lange nicht mehr. Stattdessen konnten wir das von Baumeister Johann Nepomuk Schmidt aus Münster 1809 als weiträumige Saalkirche im klassizistischen Stil konzipierte Gotteshaus bestaunen. Wie die Visbeker Pfarrkirche ist die Kirche in Löningen dem Heiligen Vitus geweiht.
Die anschließende Rundfahrt durch die Gemeinde endete beim Heimatzentrums Löningen in Huckelrieden. Auf dem Gelände befinden sich das Heimathaus, ein Backhaus und die Schutenmühle. Bei der Mühlenwirtin Britta Framme stärkten wir uns bei Kaffee und Kuchen. Franz-Josef Schute, Sohn des letzten Müllers, gab uns Informationen zur Schutenmühle.
Ein weiterer Höhepunkt war die Besichtigung der Fa. Remmers Farben und Lacke. Als Gästeführer diente auch hier Paul Mastall, der uns zuvor im Kompetenzzentrum „Villa Kösters“ die Firmengeschichte vorstellte. Gegen 19:00 Uhr erreichten wir mit vielen neuen Eindrücken Visbek.
Text: Manfred Gelhaus
Auf den Spuren von Abt Gerbert Castus nach Lohne
Am 21. Mai 2019 ging die Bildungsfahrt des Heimatvereins nach Lohne, in die nördlichste Pfarre des ehemaligen Dersagaus. Mechthild Dierkes empfing die Gruppe von 21 Visbeker Heimatfreunden in der St.-Gertrud-Kirche. Sie erzählte über die bauliche Geschichte und das Leben in der heutigen Pfarrgemeinde. An der Decke des Chorraums ist u. a. ein Bild des Malers Klingenberg zu sehen, der einen Engel mit dem Gesicht seiner mit 8 Jahren verstorbenen Tochter gemalt hat.
Nach der Besichtigung führte uns Frau Hildegard Rießelmann durch die Stadt zum Industriemuseum und wies auf dem Weg auf das Haus Uptmoor, den Brunnen auf dem Marktplatz und den ehemaligen Hof Küstermeyer hin. Im Museum gab es eine Kaffeetafel, bei der Frau Rießelmann uns allgemein über die Entstehung des Museums informierte und anschließend durch die Sonderausstellung „Heiraten in aller Welt“ und zur Ausstellung über die Industriegeschichte Lohnes führte. Sie erklärte hier sehr anschaulich auf plattdeutsch, wie damals mit der Produktion von Federkielen zum Schreiben begonnen wurde, wie die Zigarren gefertigt , Pinsel aus Schweineborsten hergestellt und wie über die Korkenproduktion die Kunststoffindustrie entstand. Auch in die Galerie Lucie Uptmoor konnten wir u. a. einen Blick auf die Exponate des Bildhauers Benker werfen.
Anschließend begleitete uns Frau Rießelmann im Bus durch die moderne Stadt Lohne, das Industriegebiet Rießel mit den Werken von Kronen Hansa, Pöppelmann, Atka, Dettmer, Envitec Biogas etc. Weiter ging es über die Umgehungsstraße am Golfplatz vorbei über den Bergweg, an dem gerade neue Sozialwohnungen im Bau waren, zum neu errichteten Werk von Wiesenhof an der Brägeler Straße. Die Stadt Lohne hatte in 2017 ein Gewerbesteueraufkommen von 22.429.000 Mio. Euro. Es war eine sehr informative Stadtrundfahrt. Am Busbahnhof verabschiedete sich Frau Rießelmann um 18.30 Uhr von uns und wir traten die Heimfahrt an.
Text: Magdalena Gelhaus
Auf den Spuren von Abt Gerbert Castus ins Emsland nach Freren
Bei gutem Reisewetter fuhren wir mit unserem Bus gegen 13:00 Uhr von Visbek in Richtung Westen, um den südlichen Teil des Emslandes mit der Stadt Freren zu erreichen. Die Gästebegleiterin Ida Hartke brachte uns zunächst zum Landhaus-Café Evers wo wir freundlich begrüßt und sehr gut bewirtet wurden. Es gab Torte, aber auch reichlich Schnittchen und Kaffee, sodass der erste Hunger gestillt wurde.
Nun starteten wir zur Rundreise durch die Samtgemeinde (ca. 10.000 EW) Freren. Zunächst ging es in den Hauptort Freren (ca. 5.000 EW) mit Besichtigung der St. Vitus-Kirche. Freren ist aus einer uralten Siedlung entstanden, die wahrscheinlich schon weit vor der Christianisierung vorhanden war.
Nachdem ab 780 n. Chr. von Karl dem Großen, nach Unterwerfung der Sachsen, neun Missionssprengel zur Christianisierung in nördlichen Gebieten errichtet wurden, konnten von der Missionszelle Visbek aus durch Abt Gerbert Castus die ersten Kirchengemeinden in der Umgebung gegründet werden. Zu diesen zählte im Venkigau die Gaukirche Freren.
Im Heberegister des Klosters Corvey, an das auch 855 Visbek fiel, ist eine Schenkungsurkunde aus Friderun enthalten. Mit dieser Urkunde verschenkte ein gewisser Gelthard zwei Stücke Ackerland und weiterhin jährlich Vieh und Anbauprodukte an Corvey. Schon vor der Errichtung der Burg und Gründung der Stadt Lingen war Freren Zentrum des Venkigaus sowie Sitz eines Gogerichtes beim Hof-Schulten.
Die Besichtigung der St. Vitus-Kirche hinterließ bei einigen Teilnehmern tiefe Eindrücke. Danach führte uns die Fahrt mit dem Bus durch die weiteren vier Teilgemeinden Andervenne, Beesten, Messingen und Thuine.
An einem einsamen, geschotterten Waldweg im Alt-Frerener Forst sahen wir ein neolithisches Ganggrab, diese Megalithanlage wird der Trichterbecherkultur zugeordnet, die wir auch ja aus in Visbek kennen.
Unsere Gästebegleiterin verließ pünktlich unsere Reisegruppe und so kamen wir auch mit neuen Eindrücken frühzeitig wieder in Visbek an.
Text: Martin Büssing
Auf den Spuren von Abt Gerbert Castus nach Dokkum und Wierum in Holland
Pünktlich starteten wir zu unserer Fahrt ins Nachbarland Holland. Wir hatten eine lange Busfahrt vor uns, deshalb ging es schon morgens um 8:00 Uhr los. Da die Auffahrt Cloppenburg gesperrt war fuhren wir über die B72 bis Hesel und dann weiter auf der A28 durch den Emstunnel, an Groningen vorbei, um Dokkum in der Provinz Friesland zu erreichen.
Von unserem Reiseführer Peter Sauermann wurden wir vor der Bonifatius-Kapelle freundlich begrüßt. Zunächst besichtigten wir die übergroße Bonifatius Statue. Er informierte die Reisegruppe über das Leben des Heiligen, der in seinem langen Leben viele Missionsaufträge erfüllte. Um ein Zeichen gegen die Götzenverehrung der heidnischen Bevölkerung zu setzen, lies er die, dem Gott Donar geweihte, „Donaeiche“ bei Geismar fällen. Da die Strafe des Gottes Donar ausblieb, hatte er sich in der Bevölkerung großes Ansehen erworben und viele Leute nahmen seine christliche Lehre an. Über 80-jährig kehrte er nochmals ins Gebiet um Utrecht, wo er Bischof war, zurück und wurde am Morgen des 05. Juni 754 auf dem Weg zu einer Firmung in der Nähe von Dokkum erschlagen. So starb er den Märtyrertod.
Nach der Besichtigung der Kapelle gingen wir gemeinsam zum Hotel „Van de Meer“ wo ein leckeres Mittagessen auf uns wartete.
Danach sahen wir uns die Innenstadt von Dokkum mit der katholischen und evangelischen Kirche näher an. Besonders fielen uns die vielen kleinen schmucken holländischen Häuser auf. Auf dem Marktplatz zeigte uns Herr Sauermann den einzigen Eisbrunnen der Welt, der energieneutral betrieben wird.
Nach der Stadtführung fuhren wir mit dem Bus von Dokkum durch die Landschaft von Nordostfriesland/Hollands über Hantumhuizen, wo wir das Kirchlein St. Anna besichtigten, weiter nach Wierum an die Nordseeküste. In diesem Gebiet missionierte einige Jahre nach Bonifatius auch der hl. Luidger, der spätere Bischof von Münster mit seinem Schüler Abt Gerbert Castus aus Visbek.
Nach einer Kaffeetafel im Restaurant „De Kalkman“ und einem Blick über den Deich auf die Nordsee besichtigten wir die kleine Kirche in Wierum. Nun ging es weiter über die Touristenstraße an der Küste entlang über den Deich beim Lauwermeer in Richtung Groningen. Mit vielen neuen Eindrücken kehrten wir wohlgelaunt fast pünktlich nach Visbek zurück.
Text: Martin Büssing
Auf den Spuren von Abt Gerbert Castus nach Münster
Erstes Ziel war das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen am Bohlweg 2. Die Archivleiterin, Frau Dr. Black-Veldtrup begrüßte uns herzlich und freute sich über das große Interesse. Im Tagungsraum informierte sie zunächst über das Archiv allgemein und dessen Geschichte. Dann kam der von allen mit Spannung erwartete Moment, als sie die Schachteln, in denen die alten Urkunden aufbewahrt werden, öffnete. Sie zeigte uns erst die Urkunde von 819, deren Echtheit 2016 von Prof. Dr. Kölzer widerlegt wurde, und dann die Urkunde von 855, eine der ältesten echten Urkunden, die hier aufbewahrt werden. Mit dieser hat König Ludwig der Deutsche auf Bitten des Abts Warin dem Kloster Corvey die königliche Zelle Visbek (Fischbecki) im Lerigau (in pagi Leri) mit allen ihren Pertinenzien, insbesondere den dazu gehörigen Kirchen und Zehnten geschenkt und die Vorrechte des Klosters Corvey auch auf diese Besitzungen ausgedehnt….“. Anschließend führten Frau Dr. Black-Veldtrup und Herr Dr. Reich die Gruppen durch das Haus. Im Keller wurden gut erhaltene Kaiser- und Königsurkunden aus dem Mittelalter gezeigt und eine schön gestaltete sog. Aufschwörungstafel. Diese wurden damals erstellt, um die adlige Geburt und Abstammung zu beweisen, damit jemand in ein Domkapitel, adlige Damenstifte oder Ritterschaften aufgenommen werden konnte. Zum Schluss lud Frau Dr. Black-Veldtrup alle ein, wiederzukommen oder das Archiv auf der Homepage zu besuchen, auf der inzwischen viele digitalisierte Schriftstücke zugänglich sind.
Klaus, unser Busfahrer brachte die Gruppe anschließend zum Domplatz, wo das Mittagessen auf dem Wochenmarkt oder in einer der nahe gelegenen Gaststätten eingenommen werden konnte, bevor um 14.00 Uhr die Dombesichtigung anstand. Frau Benning und Herr Günter führten zunächst zur Statue des Hl. Liudger, dessen Schüler und Weggefährte Abt Gerbert Castus war. Der Hl. Liudger wurde 805 zum ersten Bischof von Münster ernannt. Dann wurden die modernen Kunstwerke des Domes gezeigt, u. a. die Kreuzigungsgruppe und die Pieta des Künstlers Gerresheim. Das Grab des Kardinals von Galen und die astronomische Uhr, die noch heute richtig geht, gehörten ebenfalls zum Programm.
Um 15.00 Uhr wurde die Gruppe im Borromäum, dem Priesterseminar des Bistums Münster, erwartet. Der Regens, Hartmut Niehues, hieß uns herzlich willkommen und führte uns in den Speisesaal, wo die Kaffeetafel schon gedeckt war und das Kuchenbuffet auf uns wartete. Er begrüßte alle Visbeker persönlich und erzählte dann von seinem Werdegang (er war von 1999 bis 2002 Vikar in Visbek), über die heutige Priesterausbildung und beantwortete unsere Fragen. Heute ist das Borromäum ein offenes Haus, in dem mehrere gemischte Wohngemeinschaften eine Zeit lang leben und ausgebildet werden, neben den Priesteramtsstudenten sind dies auch Gruppen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr machen oder Pastoralreferenten. Er führte uns durch die Bibliothek des Hauses und anschießend in die Kapelle, in der wir zum Abschluss „Lobe den Herren“ anstimmten. Nach einem Dankgebet verließen wir das Borromäum und bummelten in Richtung Aegidimarkt, wo noch ein Abschlussbierchen getrunken wurde, bevor uns der Bus um 18.00 Uhr abholte und wir die Heimfahrt antraten.
Text: Magdalena Gelhaus
Auf den Spuren von Abt Gerbert Castus nach Barnstorf
Ein letztes Mal ging es im Rahmen des Jubiläums „1200 Jahre Visbek“ auf den „Spuren von Abt Gerbert Castus“ in die Gemeinde Barnstorf. Das Kirchspiel Barnstorf gehört zu den ältesten Pfarreien des Huntegebietes. Es ist anzunehmen, dass es eine der Kirchen ist, die von König Ludwig dem Deutschen durch die Urkunde vom 20. März 855 mit der Missionszelle Visbek dem Kloster Corvey zugeschlagen wurden. Nach den corveyischen Schenkungsregistern schenkte ein Edler Folkard zwischen 890 und 900 n. Chr. der Abtei Corvey einen Hof von 30 Jück mit dessen Bewohnern zu Barnstorf. Dieser Hof ist als der Ursprung des corveyschen Haupthofes in Barnstorf anzunehmen, auf dem eine Kirche errichtet wurde.
In Barnstorf begrüßte uns der Vorsitzende des dortigen Heimatvereins Jürgen Rattay. Bei schönem Herbstwetter erhielten wir zunächst Informationen im Barnstorfer Umweltzentrum (BUEZ) während eine Umweltfahrt mit einer Moorbahn. Biologe Dr. Oliver Nixdorf erklärte uns die physikalischen Gesetze der Natur, z.B. wie, warum und wieviel Wasser einzelne Bäume aus dem Boden saugen.
Es folgte eine Führung durch die heutige Kirche St. Veit (= St. Vitus). Detailliert ging Pastor Torben Schröder auf die Geschichte und dem Bau der Kirche ein und knüpfte immer wieder Verbindungen zur „Mutterkirche“ in Visbek. Nach einer kurzen Rundfahrt durch Barnstorf stärken wir uns mit Kaffee und Kuchen auf dem Meyer-Köster-Hof. Jürgen Rattay und weitere Mitglieder des dortigen Heimatvereins zeigten uns anschließend ihr Heimathaus mit den angeschlossenen Museumsbereichen (Tabakschuppen, Scheune, Stellmacherwerkstatt, Speicher und Göpel). Auf der Rückfahrt nach Visbek gab es wieder den schon traditionellen „Klopfer“. Einstimmig war das Urteil der Heimatfreunde aus Visbek: Auch im nächsten Jahr sind wir bei den Bildungsfahrten wieder dabei.
Text: Manfred Gelhaus