Das Gogericht auf dem Desum

Alljährlich am Samstag nach Johannes wird beim Gogericht auf dem Desum in der Gemeinde Emstek nach altem Brauch Gericht gehalten. Das Gogericht wurde erstmals am 25. Januar 1322 urkundlich erwähnt, als das Gericht für das Bischöflich Münstersche Amt Vechta erworben wurde. Das Gericht war damals für die sechs Pfarreien Lutten, Langförden, Cappeln, Krapendorf-Kloppenburg, Friesoythe und Molbergen zuständig; ursprünglich auch für die Pfarreien Visbek (Fiscbechi), Emstek, Wildeshausen, Huntlosen und Großenkneten sowie Oythe, Goldenstedt und Twistringen.

Um an die Bedeutung des "Alten Gogerichtes auf dem Desum" zu erinnern, errichteten heimat- und geschichtsbewusste Personen aus der unmittelbaren Umgebung dieses Ortes am 29.Juni 1991 ein Denkmal. Seit 1905, als der "Oldenburger Verein für Altertumskunde und Landesgeschichte" das erste Denkmal aufstellte, ist dies die vierte Erinnerungsanlage. Sowohl 1956 als auch 1989 wurden Gedenksteine versetzt und aus zwingenden landschaftsverändernden Gründen neu errichtet. Dabei wurde die Denkmalanlage 1989 mit nicht unerheblichem finanziellem Aufwand durch die Landkreise Cloppenburg und Vechta, die Gemeinde Emstek und den Heimatbund für das Oldenburger Münsterland nach einer längeren Planungsphase realisiert. Diese Anlage jedoch forderte durch ihre Planung, Verwirklichung und Ausführung Kritik der hiesigen Bevölkerung heraus, die daraufhin in "Pastors Busch" die neue Erinnerungsstätte schuf.

Diese öfter auch als Gegendenkmal bezeichnete Stätte wurde im Unterschied zum offiziellen Erinnerungsstein aus ortstypischen Findlingen und nicht aus Sandstein gefertigt. Zudem wurden alle Steine dieser Anlage von Ihren Besitzern gestiftet und auch die zu verrichtenden Arbeiten, um das Denkmal auszugestalten, wurden unentgeltlich geleistet. Diese Anlage fand breite Anerkennung und Unterstützung, und der so gestaltete Platz wurde rasch zu einem Mittelpunkt im Oldenburger Münsterland.

Um das neu geweckte Bewusstsein für die Region und für die eigene Geschichte nutzbar zu machen, gründeten die Initiatoren die "Interessengemeinschaft Altes Gogericht auf dem Desum e.V.".

Foto: IG Altes Gogericht auf dem Desum

Seit über 25 Jahren sorgt die „Interessengemeinschaft Altes Gogericht auf dem Desum“ für einen unterhaltsamen Vormittag, wenn im kleinen Wald beim Desumstein sowohl ein aktueller als auch ein historischer Gerichtsfall von Laienschauspielern in historischen Kostümen aufgeführt werden. Nach der „Urteilsverkündigung“ gegen 12:30 Uhr finden die Gogerichtstage ihren Abschluss mit Erbsensuppe und dem traditionellen Gogerichtsfladen mit Kräuterbutter sowie einem Gogerichtstropfen.

Informationen zum Gogericht und der  Interessensgemeinschaft "Altes Gogericht auf dem Desum" e.V. unter http://www.gogericht-auf-dem-desum.de/

Regelmäßig beteiligt sich der Heimatverein Visbek e.V. mit der Gestellung von Schöffen, die in den Umstand des Gerichts berufen werden. Zur Unterstützung der Schöffen bietet der Heimatverein den Visbeker Bürgern alljährlich gemeinsame Fahrradtouren zu den jeweiligen Gogerichtstagen an.

Folgende Männer und Frauen des Heimatvereins Visbek übten das Amt als Schöffen bzw. Schöffinnen in den letzten Jahren aus:

Fotos, soweit nicht namentlich gezeichnet, Archiv Heimatverein Visbek

2023 – Ulrike bei der Hake-Tönjes und Ludger Tönjes

2022 – Ulrike bei der Hake-Tönjes und Manfred Gelhaus

2020 und 2021 fanden aufgrund der Corona-Pandemie keine Veranstaltungen auf dem Desum statt.

2019 – Loretta Schlömer und Magdalena Gelhaus

2018 – Norbert Varnhorn und Franz-Josef Debbeler

In diesem Jahr stellte der Heimatverein Visbek mit Claus Meyer, Ortsvorsteher der Bauerschaft Rechterfeld, auch den Gografen. Eine Gruppe von Rechterfelder Laienschauspieler war für den historischen Gerichtsfall „Thölstedt contra Rechterfeld - Grenzstreit zwischen den Eingesessenen der münsterischen Bauerschaft Rechterfeld und der lüneburgisch-hannoverschen Bauerschaft Thölstedt“ zuständig.

Theaterschar Rechterfeld beim Gogerichtstag 2018

2017 – Bernard Hogeback und Bernard Muhle

2016 – Bernd Burhorst und Gerd Hemmersbach

2015 – Manfred und Josef Gelhaus

2014 – Bernd Lammers und Werner Hitz

2013 – Bernd Meyer (Spille) und Heinz Scheele

2012 – Klaus-Peter von Lehmden und Udo Fischer

2011 – Aloys Westerhoff und Alfons Hoping

2010 – Ursula Nemann

2010 – Felix Tabeling

Fotos: Eckhard Albrecht

Im Jahre 2010 war der Heimatverein Visbek e.V. mit der Aufführung des historischen Gerichtsfalles und der Gestellung des Gografens beauftragt. Bürgermeister Gerd Meyer war als Gograf geradezu prädestiniert für den reibungslosen Verlauf der Gerichtsverhandlung. Neben den Laienschauspielern der Theaterschar der Kolpingfamilie fungierten die Mitglieder der Altersabteilung der Freiw. Feuerwehr als Statisten und hinterließen bei den Gästen ein beeindruckendes Bild.

Gogericht 2010_Pressebericht_MT_2010-06-28